Ich bin neulich über folgende Definition für Einsamkeit gestolpert: „Einsamkeit ist eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehungen.“ Das kann also heißen, ich habe keine Beziehungen, wünsche mir aber welche. Oder ich habe Beziehungen, sie sind aber nicht so wie ich sie mir wünsche. Vielleicht nicht so tief, intensiv, verlässlich.
Was mir an dieser Definition gefällt ist der Begriff der Wahrnehmung. Denn Einsamkeit ist kein subjektives Gefühl sondern ein Zustand. Ein Zustand, in dem Verbindung fehlt: Verbindung zu anderen, zur Welt und letztlich auch zu mir selbst.
Alleinsein
Ob ein Tag mit mir allein sich also angenehm oder unangenehm anfühlt, hängt davon ab, ob ich mit mir selbst verbunden bin. Wer mit sich selbst eine gute Beziehung hat, kann es genießen, allein mit sich zu sein. Dann macht es Freude, alleine zu malen, zu lesen oder spazieren zu gehen. Für sich allein ein Essen zuzubereiten, die Wohnung zu putzen oder einkaufen zu gehen. So ein Tag kann Kraftquelle sein und womöglich auch die Beziehungen zu anderen Menschen beleben.
Bin ich aber sowieso schon einsam, ist die Aussicht auf einen „freien Tag“ manchmal ein Horrorszenario. Ich bin mir dann nicht genug. Vielleicht legst du dich dann resigniert ins Bett und schaffst nichts von dem, was du dir vorgenommen hast. Oder du füllst den Tag mit so vielen Terminen und Erledigungen, dass du von deiner Einsamkeit möglichst nichts mitbekommst.
Wege aus der Einsamkeit
Einsamkeit ist nichts, was ich mir wegwünschen oder wegorganisieren kann. Sie ist aber auch nichts, was andere Menschen für mich lösen können.
Das heißt nicht, dass ich Verbindung zu mir nur lernen kann, in dem ich mit mir alleine bin! Ganz im Gegenteil. Wie soll das auch gehen: ich weiß nicht, wie Beziehung geht, dann übe ich das mal alleine? Um in Verbindung zu gehen, braucht es andere Menschen! Verbindung, Beziehung ist etwas, das man in Beziehung lernt. Die Realität sieht allerdings für viele Menschen so aus, dass schon die ersten Beziehungen fehlschlagen, wir in einer Welt leben, die Bindung nicht gerade unterstützt (und viel Ablenkung von der inneren Leere bietet), und wir zudem von einem völlig romantisierten, klischeehaften Beziehungsideal bombardiert werden.
Was ich also meine, wenn ich sage, ein anderer Mensch kann deine Einsamkeit nicht lösen, ist: Es ist etwas viel verlangt, wenn z.B. ein Partner, eine Freundin dafür zuständig sein soll, dass du dich nicht einsam fühlst. Das überfordert auf Dauer jede Beziehung. Wenn du mit Einsamkeit zu kämpfen hast, hilft es, verschiedene Ebenen von Beziehung aufzubauen – die kleinen, wie das erkennende Zunicken an der Bushaltestelle, das schnell gewechselte Wort mit der Kassiererin im Supermarkt, genau so wie die Nachbarn, bei denen man sich Salz leihen kann oder die Sportkameraden aus dem Turnverein. Es gibt Bekannte, Freunde, enge Freunde, Partner, Familie. Manche Menschen sind eher an der Peripherie, andere kommen näher ran. Und mit allen gemeinsam lernst du, die verschiedenen Arten von Bindung.
Verbindung lernen – Unterstützung suchen
Wenn die Einsamkeit übermächtig scheint, sich über alles legt, auch über vielleicht vorhandene Beziehungen oder diese belastet oder gar verhindert, kann es eine gute Idee sein, sich Hilfe zu suchen. Sich selbst kennen (und mögen!) zu lernen ist ein wichtiger Schritt hin zu echter Angebundenheit ans Leben.
Melde dich gerne bei mir für ein kostenfreies Telefongespräch. Du kannst mir erzählen, wo du stehst, was du brauchst und vor allem findest du heraus, ob du dir eine Zusammenarbeit mit mir vorstellen kannst.