Manchmal frage ich: Was ist das Schwerste am Erwachsensein? Und eine der häufigsten Antworten, die ich bekomme, ist: Dass man alle Entscheidungen selbst treffen muss.
Wer sich allerdings mit Kindern unterhält, bekommt ganz schnell zu hören, dass sie es kaum erwarten können, groß zu werden, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
Irgendwo auf dem Weg, scheint etwas verloren zu gehen.
Grundbedürfnis Sicherheit
Ein Baby, das geboren wird, hat zunächst ein ganz wichtiges Bedürfnis: gehalten zu werden, sich sicher zu fühlen. Babys wünschen sich kein eigenes Kinderzimmer, kein eigenes Bett, noch nicht einmal einen Kinderwagen. Ein Baby will auf den Arm. Es will Körpernähe, Berührung, es will den Herzschlag und die Stimme, die es neun Monate kennengelernt hat, weiter hören und fühlen, es will weiter getragen werden, die Bewegungen der Mutter weiter spüren. All das vermittelt ihm Sicherheit und Geborgenheit.
Grundbedürfnis Wachstum
Aus dem Gefühl der Sicherheit heraus kann dann ein neues Bedürfnis entstehen: die Welt zu entdecken! Zunächst auf dem Bauch liegend erforscht es Gegenstände, es fängt an zu sitzen, zu krabbeln. Es schaut auf und versichert sich über Blickkontakt mit Mutter und Vater, dass es gesehen wird, dass alles in Ordnung ist. Kinder wollen selbständig werden. Sie entdecken die Welt, manchmal zaghaft, manchmal wagemutig. Und immer in der Rückversicherung, dass alles okay ist. Dafür braucht es Erwachsene, die das Kind begleiten.
Bezugspersonen
Genau so, wie Kinder unterschiedlich die Welt entdecken, gehen auch Eltern mit dem Wunsch der Kinder, selbständiger zu werden, ganz verschieden um. Es gibt Eltern, die ihre Kinder ermuntern und andere, die ihre Kinder eher zurückhalten, sich der Gefahren zu sehr bewusst. Und dann gibt es natürlich auch die innerlich abwesenden, desinteressierten Eltern, die die überfordert sind oder, oder, oder.
Mit dem größer und älter werden begegnen wir mehr Menschen. Verwandte, Erzieher, Lehrer… Alle haben ihre ganz eigene Art, uns mit ihrer Zuversicht oder ihren Ängsten zu ermuntern oder zurückzuhalten. Und je nach Persönlichkeit, nehmen wir die oft – aber nicht immer – unausgesprochenen Überzeugungen und Bedenken in uns auf, orientieren uns an ihnen oder machen genau das Gegenteil.
Fehlerkultur
Keine Entscheidungen mehr treffen zu wollen, ist zum einen oft ein Zeichen der Überlastung. Wir müssen heute täglich so viel mehr Entscheidungen treffen, dass man schon auf dem Weg zur Arbeit erschöpft sein kann, die Wahlmöglichkeiten sind so groß, dass eine Menge Menschen Abhilfe in Minimalismus suchen. Zum anderen spiegelt es auch unsere Lernkultur. Wenn Fehler als Versagen angesehen werden und nicht als Chance etwas zu lernen, kann jede „falsche“ Entscheidung zum Scheitern führen. Sie beinhaltet nicht mehr die Möglichkeit zu Wachstum.
Veränderung
„Wir sind wer wir sind“ hat neulich in einem Film ein Darsteller gesagt. „Wir sind die Entscheidungen, die wir treffen“ hat ein anderer geantwortet. „Wer keine Entscheidungen trifft ist niemand.“
Dem ersten möchte ich sagen: wenn Veränderung, Entwicklung nicht möglich wäre, würden wir ein ziemlich sinnloses Dasein führen. Der zweite hat vergessen, dass auch jede Nicht-Entscheidung eine Entscheidung ist. Auch sich nicht zu entscheiden, macht dich zu jemandem. Die Frage ist nur: möchtest du derjenige sein?
Wie Traumatherapie dir helfen kann, den Spaß an der Entdeckung, die Freude an der eigenen Entscheidungsfähigkeit zurückzugewinnen, erfährst du in einem kostenfreien Telefongespräch. Vereinbare ganz einfach online oder telefonisch einen Termin.