Hör mir zu!
Eine der häufigsten Klagen in nicht (mehr) funktionierenden Partnerschaften ist, dass der andere nicht zuhört, man selbst nicht gehört wird mit seinen Bedürfnissen, Sorgen oder Wünschen. Manchmal kann man die Beschwerde vielleicht auch wieder zu sich selbst zurückholen – habe ich wirklich klar und deutlich kommuniziert, was mir wichtig ist?
Der Unterschied zwischen „meinen“ und „sagen“
Ich denke an die wunderbare Szene in dem Film „Zimmer mit Aussicht“, in der Maggie Smith im Zug sitzt und unruhig hin und her rutscht, sich einen Schal umlegt und dem ihr unbekannten Mitreisenden anklagend mitteilt, dass es zieht. Er braucht einen Moment, bevor er die Botschaft versteht und das Fenster für sie schließt. So durch die Blume zu sprechen kommt uns vielleicht höflicher vor, als direkt eine Bitte auszusprechen, wenn das Gegenüber sich aber ganz gerne den Wind um die Nase wehen lässt, ist es wahrscheinlich nicht zielführend.
Nehmen wir nun aber an, die Botschaft wurde klar und deutlich formuliert – warum werde ich trotzdem nicht gehört (oder höre ich meinen Partner nicht)?
Warum Zuhören Mut erfordert
Echtes Zuhören beinhaltet eine Bereitschaft zur Veränderung. Es ist am Anfang eines Streites zwar nicht ausgemacht, wer denn nun Recht hat, oder was sich ändern muss. Wer aber zuhört, wird sich ändern und genau deswegen hören viele Menschen nicht gerne zu. Vielleicht finden wir etwas heraus, das uns in unserer Selbststruktur erschüttert, und das kann schmerzlich sein. Falsch zu liegen, im Unrecht zu sein, eine Schwäche zugeben zu müssen fühlt sich vielleicht sogar lebensbedrohlich an, vor allem wenn wir in einem Wertesystem aufgewachsen sind, in dem so etwas nicht vorgesehen ist. Und ja, es ist auch durchaus legitim, mit Schwächen zu leben. Wenn du jedoch etwas korrigieren willst, braucht es den Dialog und Kommunikation.
Aneinander wachsen
Partner, die uns auf unsere Schwächen aufmerksam machen, können nerven. Im besten Fall aber sprechen sie von einem (wenn vielleicht im Streit auch nicht immer spürbaren) Platz der Liebe aus. Wenn du ohne das Wissen um deine Schwächen durchs Leben gehst und dann dort auf Probleme stößt, ist dein Gegenüber dir vielleicht nicht so wohlgesonnen.
Streit und Auseinandersetzung mit einem Partner, der dich kennt und schätzt, beinhaltet das Potenzial für Wachstum und Veränderung. Dafür müssen wir lernen, einander zuzuhören. Wenn uns das nicht gelingen will, kann es hilfreich sein, Unterstützung zu suchen.
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