Rhythmus im Blut

Das sagen wir, wenn jemand sich besonders gut zu Musik bewegen kann. Da hat jemand Rhythmus im Blut. Das ist ein Satz der Anerkennung und vielleicht auch der Bewunderung – wir können die Schönheit darin erkennen, wenn außen (Musik) und innen (der Körper) sich in Harmonie befinden. Dabei hat doch wirklich jeder Rhythmus im Blut. Denn in jedem von uns schlägt ein Herz, das den Takt vorgibt, unser Blut pulsieren lässt. Und tanzen, sich zu Musik bewegen, kann auch jeder. Schon ganz kleine Kinder spüren Musik in sich und fangen an, sich zu wiegen. Sicher gibt es kulturelle Unterschiede, Unterschiede im Temperament (oder Talent) – aber eigentlich ist alles da.

Aus dem Takt

Was aber leider oft geschieht ist, dass die Beziehung zwischen innen und außen gestört wird. Etwas gerät aus dem Takt. Manchmal ist das einfach eine Phase, eine besonders stressige Zeit, die dich vielleicht wenig schlafen lässt. Jemand anderes leidet vielleicht am Winterblues oder einer echten Depression, die in der dunklen Jahreszeit schlimmer wird. Aber auch ein Bindungstrauma kann dazu führen, dass du dich nicht richtig verbunden fühlst.

Um hier etwas zu verändern ist es zunächst gar nicht so wichtig zu wissen, warum das so ist. Denn wir sind umgeben von Rhythmus, überall. Indem du deine Aufmerksamkeit auf das richtest, was schon da ist, gelingt es leichter, wieder in die Verbundenheit zu gehen.

Den eigenen Rhythmus wieder finden

Damit meine ich zum Beispiel den Rhythmus von Tag und Nacht. Um auf Dauer emotional ausgeglichen zu sein ist nicht nur ausreichend Schlaf notwendig, sondern auch Schlaf zur richtigen Zeit. Wenn du immer erst weit nach Mitternacht ins Bett gehst und dann entweder zu wenig schläfst oder eben weit in den Tag hinein, werden viele körperliche Prozesse gestört, die sich auch auf deine psychische Verfassung auswirken. Körper und Seele brauchen die Ruhephase und die Dunkelheit, aber auch die Aktivität und das Tageslicht. Darüber hinaus bietet ein vorhersehbarer Tageslauf dem Nervensystem auch Entspannung, denn er vermittelt Sicherheit.

Ein anderes Beispiel ist der Rhythmus der Natur. Hier bei uns sind das vor allem die Jahreszeiten. Deine Präsenz, deine bewusste Wahrnehmung der jeweiligen Jahreszeit oder des Wechsels von der einen in die andere können schon einen Unterschied machen. Vor allem, wenn du in der Stadt lebst und dadurch weniger mit dem Jahreslauf am Hut hast, ist ein wenig mehr Aufmerksamkeit gar nicht so schlecht. Vielleicht pflanzt du selbst etwas auf dem Fenstersims an, räumst deinen Kleiderschrank der Jahreszeit entsprechend um, fotografierst die Widerspenstigkeit der Natur zwischen Asphalt und Beton. Dein Fokus auf die Natur und ihre Zyklen kann helfen, dass du dich geerdeter und verbundener fühlst. Wenn du gerne spazieren gehst – um so besser.

Zum Rhythmus des Jahreslaufs gehören natürlich auch die Feste und Feiertage. Auch wenn das vielleicht gar nicht so dein Ding ist – sie zu feiern, oder auch Rituale oder wenigstens eine Verabredung zum gemeinsamen essen in den Alltag einzubauen, schafft ein Gefühl von Stabilität und Zugehörigkeit.

Um den inneren Rhythmus (wieder) zu entdecken, hilft es, die Selbstwahrnehmung zu schulen. Konkret heißt das – ich halte inne, nehme Kontakt mit mir auf. Das kann in der Meditation sein, aber auch in der Sauna, beim Yoga oder nach dem Training. Oft braucht es nur einen Moment des Innehaltens und der Neugier: wie geht es mir eigentlich gerade? Was kann ich tun, um mich zu unterstützen?

Und dann natürlich: Musik! Bestimmt gibt es Lieder, die dich zum Mitsingen bringen, Stücke, bei denen du unwillkürlich den Fuß wippst, Songs, die dich an einen Urlaub oder eine tolle Party erinnern oder welche, die dir einfach gute Laune machen. Du kannst Musik für all das nutzen. Und mit ein wenig Aufmerksamkeit findest du auch heraus, welche Musik dir gut tut und zu deinem inneren Rhythmus passt.

Ein Anfang

Das sind ja tolle Tipps, denkst du jetzt womöglich. Und mit diesen instagramtauglichen Ratschlägen soll ich jetzt mein Burn-out/meine Depression/meine innere Leere etc. kurieren?

Du hast recht – wahrscheinlich reicht das alleine nicht. Aber es kann ein Schritt in die richtige Richtung sein. Es geht nicht um „alles“, sondern um „besser als vorher“. Mit „ein bisschen besser“ ist schon viel gewonnen. Wenn bei den Anregungen etwas dabei war, das dich dazu bringt, es auszuprobieren dann hast du mit dem allerschwersten begonnen: dem Tun. Denn Veränderung findet nicht durch Nachdenken statt, sondern durch Handeln. Wie es dann weiter geht?

Vielleicht gibt es dir die Motivation, noch etwas auszuprobieren. Was das sein könnte? Vielleicht Unterstützung bei den nächsten Schritten. Ruf mich gerne an, wenn du wissen möchtest, wie das aussehen könnte.