70 Prozent

Ich weiß, dass es nicht immer so ist, aber dennoch: wir kommen, wenn alles gut läuft, gesund zur Welt. Wir müssen noch ein wenig nachreifen, sicher, aber es ist alles angelegt: Nervensystem, Verdauungstrakt, Ausscheidungsorgane…

Der Ausgangspunkt

Mal angenommen, das alles zusammen sind deine 100 Prozent Gesundheit. Auf körperlicher Ebene musst du 70 Prozent dieser Gesundheit einbüßen, sagt man, bevor du überhaupt ernsthaft krank wirst – also merkst, dass etwas nicht in Ordnung ist. Dein Körper ist ganz schnell in der Lage, Infekte abzuwehren und Verletzungen heilen zu lassen. Und er macht das im wahrsten Sinne des Wortes im Schlaf. Während du die Augen zu hast, werden Reparaturvorgänge angestoßen und dein Körper regeneriert.

Dafür braucht er natürlich auch Bausteine und freie Kapazitäten. Wenn du nicht genug schläfst, dich nicht gut ernährst, bewegst, atmest, oder dauerhaft Stress und Sorgen hast, agiert er irgendwann aus dem Mangel heraus. Aber es sind sagenhafte 70 Prozent, die fehlen müssen, bevor du merkst, dass etwas nicht stimmt.

Und „plötzlich“….

So weit zu kommen, dauert natürlich eine Weile und dann schieben wir es gerne auf das Alter: die Knie, die auf einmal schmerzen, die Hüfte, der Rücken. Die Lesebrille, die auf einmal notwendig ist. Der Bauch, der dauerhaft gebläht ist, die Ohren, die nicht mehr so wollen. Als ob es nicht auch fitte Achtzigjährige gäbe. Aber in unserer Gesellschaft ist das die Ausnahme und so nehmen wir es hin, dass der Körper eben nicht mehr so will. (Wir stehen mit diesem langsamen aber steten Verfallsprozess allerdings ziemlich alleine da. Oder kennst du eine Art, die nach dem ersten Drittel des Lebens stetig abbaut und das letzte Drittel nur noch mit Hilfe überleben kann?).

Übertragbar?

Mir ist keine Studie bekannt, die ähnliches für die Psyche untersucht hat. Aber ich stelle mir vor – was, wenn es da genau so ist? Wir kommen mit einer gesunden Psyche zur Welt. Wir wissen, wie wir uns Gehör verschaffen können, was unsere Bedürfnisse sind, was es zu lernen gibt. Keiner muss einem Baby sagen, dass es trinken muss, wenn es Hunger hat, dass es Körperkontakt braucht, um sich sicher zu fühlen, dass es seine Muskeln trainieren muss, um sitzen, krabbeln und laufen zu lernen. Es kann kommunizieren von Anfang an, seine Gefühle ausdrücken. Es lacht und weint und schimpft und kräht. Es dehnt und streckt sich nach dem Aufwachen und es spielt und scherzt und arbeitet.

Im „Normalfall“, muss man dazu sagen. Allerdings erleben nicht alle Kinder dieses „Normal“. Da wird ein Kind vernachlässigt, dort bedroht. Kinder sind alleine, werden ruhig gestellt, fühlen sich ungewollt und ungeliebt und nicht sicher. Und mit jedem nicht erfüllten Bedürfnis, jedem Schrecken geht vielleicht ein Prozent verloren. Bis wir auch mit unserer Psyche auf Sparflamme laufen. Nur noch 30 Prozent Kapazität haben. Und das reicht einfach nicht. Wir können uns nicht mehr gut konzentrieren, sind am Limit, funktionieren noch irgendwie aber fühlen uns nicht mehr lebendig. Die Nerven liegen blank und innerlich wird es leer. Stumm. Taub.

Was brauchen wir?

Was der Körper braucht, ist uns meist einleuchtend: Schlaf, Bewegung, Nahrung, Wasser, Berührung. Wie das genau aussieht sind dann die Feinheiten, die es herauszufinden gilt.

Aber was braucht eigentlich die Psyche, um zu regenerieren und aus der Fülle zu leben? „Mens sana in corpore sano“ – einen gesunden Körper. Ein biochemisches Ungleichgewicht hat immer auch Auswirkungen auf die Psyche, gerade auch wenn wir uns im Bereich des Traumas bewegen, das ja zunächst eine Reaktion des Körpers auf ein „zu viel-zu-schnell“ oder ein „zu wenig-zu lang“ ist.

Aber auch: Anbindung. Verbindung zu uns selbst, zu anderen Menschen, zur Natur, zu etwas Höherem. Auch die Psyche will genährt und bewegt werden – mit Neuem, Spannendem, Schönem. Und sie braucht Phasen der Regeneration (Stille, Ruhe, Nichtstun, Meditation, Gebet).

Für körperliche und psychische Gesundheit braucht es im Grunde also ganz ähnliche Dinge: Bewegung, Nahrung, Kontakt und Phasen der Regeneration.

Und was es auch braucht: Das Wissen darum, was uns gut tut und was nicht. Sonst essen wir das Falsche oder einfach zu viel oder zu wenig, umgeben uns mit Menschen und Dingen, die uns eher schaden, haben weder Zugang zu unserem inneren Ja noch zu unserem inneren Nein.

Wenn du herausfinden willst, wie ich dir dabei helfen kann, genau das herauszufinden, ruf mich an.